Vergangenes Wochenende war ich beim Fischertechnik-Fanclub-Tag zum 60-jährigen Jubiläum in Waldachtal.
Ein emotionales Wiedersehen – mit einem Spielzeug, das mich geprägt hat wie kaum etwas anderes.
Vor 10 Jahren habe ich dort schon meine selbstgebaute Fischertechnik-Spinne ausgestellt. Ich erinnere mich noch genau an die leuchtenden Augen der Kinder und die neugierigen Fragen der Erwachsenen.
Und ich merkte wieder:
Alles beginnt mit einer Idee – und einem Spielzeug, das mehr kann als nur ablenken.
Ich war vielleicht fünf, als ich zum ersten Mal mit Fischertechnik in Berührung kam. Wahrscheinlich hatte ich es mir gar nicht bewusst ausgesucht – aber mein Vater hat damit genau
meinen Nerv getroffen.
Diese kleinen roten und grauen Bausteine, die Zahnräder, Steckachsen und Motoren – sie waren für mich kein Spielzeug im klassischen Sinn. Sie waren ein Werkzeug.
Ein Werkzeug, um zu entdecken, zu verstehen, zu gestalten.
Während andere Kinder vor dem Fernseher oder der Konsole hingen, saß ich stundenlang auf dem Boden und baute: Brücken, Fahrzeuge, Roboterarme, drehende Türme, Uhren – und Getriebe mit völlig verrückten Übersetzungen. Ich probierte aus, was passiert, wenn man Dinge anders kombiniert. Und ich entwickelte eine Art Geduld, die ich sonst nirgendwo hatte.
Fischertechnik war mein erstes Labor – und mein erstes echtes Aha-Erlebnis mit Technik.

Je älter ich wurde, desto komplexer wurden meine Modelle. Ich fing an, mich dafür zu interessieren, wie Bewegung entsteht, wie man etwas
automatisch reagieren lässt – und irgendwann kam die große Frage, die mich bis heute begleitet:
Wann wirkt etwas lebendig?
Wann empfinden wir eine Maschine als Wesen, das auf uns reagiert – und nicht nur als starren Apparat?
Diese Neugier ließ mich nicht mehr los. Ich entwickelte erste Roboter mit einfachen Sensoren, kombinierte Licht, Schatten, Motoren – und suchte immer nach der elegantesten Lösung. Nicht
übertrieben technisch, sondern intuitiv, verständlich, direkt.
Und irgendwann reichte mir Fischertechnik allein nicht mehr – ich wollte tiefer einsteigen, eigene Wege gehen.
Aber das Spannende ist: Fischertechnik begleitet mich bis heute.
Wenn ich neue Ideen entwickle, greife ich oft wieder zu diesen vertrauten Bausteinen. Für schnelle Prototypen, um eine Bewegung zu testen oder eine Mechanik auszuprobieren, ist es für mich nach
wie vor das perfekte Werkzeug. Kein 3D-Drucker, kein CAD-Modell ersetzt dieses direkte, greifbare Denken.
Fischertechnik ist für mich längst mehr als eine Erinnerung – es ist ein Teil meines kreativen Prozesses geblieben. Es bringt mich zurück zu den Wurzeln und gleichzeitig nach vorne.
Aus all diesen Erfahrungen entstand viele Jahre später mein erstes Patent. Und schließlich meine eigenen Bausätze: VARIOBOT – einfache, robuste
Roboter, die Kinder selbst zusammenbauen können.
Sie reagieren auf Licht oder Schatten, folgen Linien oder weichen Hindernissen aus – ganz ohne Programmierung.
Was sie so besonders macht, ist nicht nur das, was sie tun. Sondern wie sie es tun.
Sie wecken das Gefühl: "Da lebt was."
Genau wie meine Roboter-Spinne aus Fischertechnik.

Ich bin dankbar, dass ich diesen Weg gehen konnte – und dass ich heute das weitergeben kann, was mich selbst als Kind so begeistert hat:
Die Freude, etwas Eigenes zu erschaffen.
Das Staunen, wenn Technik plötzlich "lebt".
Und die Erfahrung, dass Lernen am besten funktioniert, wenn es aus echter Neugier entsteht.
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