Schon während meiner Schulzeit war ich von der Idee fasziniert, einfache Technologien zu nutzen, um intelligente Systeme zu erschaffen. Während meines Studiums weckte dann eine Informatikvorlesung über die sogenannten Braitenberg-Vehikel sofort meine Faszination. Diese einfachen Roboterkreaturen erzeugen durch direkte Verbindungen zwischen Sensoren und Antriebsmotoren überraschend komplexe Verhaltensmuster. Inspiriert von meiner Vorliebe für Einfachheit überlegte ich, wie sich diese Vehikel effizient konstruieren ließen.
Einfache Schaltkreise, komplexe Verhaltensweisen

1999 begann ich, zahlreiche kleine Roboter zu bauen und testete verschiedene Kombinationen von Sensoren. Im Unterschied zu den Braitenberg-Vehikel nutzten meine Gefährte eine relative Helligkeitswahrnehmung und konnten damit äußerst sensible und differenziert auf ihre Umgebung reagieren und sogar miteinander tänzerisch interagieren. Die Fähigkeiten Hindernisvermeidung und scheinbar zufälliges Umherfahren wurden durch einen simplen analogen Schaltkreis mit zwei Operationsverstärkern realisiert.
Vom Hobby zur Innovation: Der Start ins Unternehmertum 🚀

Nach meiner zunächst wissenschaftlichen Laufbahn war mir klar, dass ich einen Weg finden wollte, meine eigenen Erfindungen der Welt zugänglich zu machen. Die Leidenschaft, innovative Konzepte in praktische Produkte zu verwandeln, motivierte mich, den Sprung ins Unternehmertum zu wagen. 2013 meldete ich ein Patent für meine Steuerungskonzepte für mobile Roboter an. Daraufhin entwickelte ich die kleinen interagierenden Tibots-Roboterbausätze, die sich durch das Einstecken von Widerständen und Kondensatoren variabel konfigurieren ließen. Ein zuschaltbares Infrarotlicht ermöglichte den Robotern, einander zu folgen.
Während der Präsentation auf der ersten Maker-Faire in Hannover und der ElektorLive! in Hanau fanden meine Roboter überaus großen Anklang [Video].
Optimierung: Die Entstehung des tibo Lötbausatzes 🤖

Im selben Jahr optimierte ich die Tibots in vielerlei Hinsicht. Die größten Herausforderungen waren nicht nur technischer Natur – auch die Frage, wie man ein so komplexes Produkt einfach und zugänglich macht, hat mich viel Zeit und Mühe gekostet. Schließlich war es das Feedback der ersten Nutzerinnen und Nutzer, das mir half, eine optimale Balance zu finden. Der tibo Lötbausatz war geboren!
Die Besonderheit: Der Schaltplan der variablen analogen Steuerung war direkt auf der oberen Platine abgebildet. Eine Vielzahl an IC-Sockel ermöglichte es auch komplexe Steuerschaltungen aufzubauen.
Über eine zweite Verstärkereinheit war nun auch ihr ausgesendetes Infrarot-Licht variabel steuerbar, sodass vielseitige Interaktionen zwischen den Robotern möglich wurden [Video].
Als Stromversorgung dienten 4 AAA-Batterien oder Akkus, die über eine Buchse geladen werden konnten.
Vom Roboter-Experiment zum marktreifen Produkt 🏁

Bis zum verkaufsfähigen Produkt fehlten noch ein ansprechendes Design, eine geeignete Verpackung und eine umfassende Aufbau- und Experimentieranleitung.
Die didaktische Aufbereitung der Anleitung nahm viel Zeit in Anspruch.
Zudem mussten vor dem kommerziellen Verkauf auch notwendige Registrierungen und Zertifizierungen durchgeführt werden, bis der Bausatz Mitte 2014 endlich marktreif war [Video].
Zunächst schien der analoge tibo-Bausatz mit seinem einzigartigen Steuerungskonzept gut angenommen zu werden.
2016 wurde er aus markenrechtlichen Gründen in "tinobo" umbenannt.
Lehren aus dem Scheitern: Das Ende des tinobo-Bausatzes 💔

Der Bausatz war innovativ, hatte eine Top-Qualität und bot beinahe unbegrenzte Möglichkeiten. Für Kinder war er jedoch zu teuer, und Erwachsene zögerten oft, sich mit der Analogtechnik auseinanderzusetzen.
Der Roboter wurde selbst von Bildungseinrichtungen leider kaum für Experimente genutzt, die über die vorgegebenen Schaltungsvarianten hinausreichten.
Da die Nachfrage langfristig nicht ausreichte, beschloss ich schweren Herzens, die Produktion 2021 einzustellen.
Neue Wege mit varikabi und varikabo 💡

Inzwischen hatten sich längst die varikabi Steckbausätze und die varikabo Lötbausätze etabliert. Diese nutzen das selbe Prinzip jedoch mit simplen Transistorschaltungen, die deutlich einfacher und preiswerter im Aufbau sind.
Die detaillierte Anleitung erläutert 12 Funktionen und Verhaltensmuster. Die Bausätze bieten Kindern einen niederschwelligen Einstieg in die Robotik und sind ideale Lernträger für Schulen und Ausbildungsbetriebe mit dem Schwerpunkt Technik und Elektronik.
Nach vielen Jahren voller Experimente, Anpassungen und wertvoller Rückmeldungen von Nutzerinnen und Nutzern blicke ich heute stolz auf den Weg zurück, den meine Bausätze genommen haben. Mein erster Roboterbausatz ebnete den Weg für neue, erfolgreiche Produkte – eine Entwicklung, die mich bis heute antreibt und inspiriert.
Hat dir der Blogbeitrag gefallen?
Abonniere meinen Newsletter oder Folge mir auf LinkedIn oder Facebook, um zukünftig keinen Blog mehr zu verpassen.
Kommentar schreiben